Entwicklungshilfe: Warum besonders arme Länder immer wieder leer ausgehen
Die finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer ist ungleich verteilt. Prosperierende Entwicklungsländer gehören zu den Hauptempfängern (je Einwohner). Länder mit schlechteren Rahmenbedingungen erhalten weniger Unterstützung.
Dieses Phänomen gibt es auch in anderen Bereichen. Es ist gewissermaßen ein marktwirtschaftliches Phänomen: Investiert wird dort, wo Rendite winkt.
Strukturschwäche hält von Investitionen ab
Das kenne ich schon aus meiner Kindheit, denn meine Heimat ist eine sogenannte strukturschwache Region. Das bedeutet, dass man eine halbe Stunde lang durch Wälder und Dörfer gurken muss, bis man die nächste Autobahnauffahrt erreicht.
Für Firmen ist das natürlich ungünstig, weil sie Rohstoffe beziehen und Produkte ausliefern müssen. Deswegen haben sich die meisten Unternehmen nach anderen Standorten umgeschaut, und die Menschen sind den Jobs hinterhergezogen.
Auch die (deutsche) Entwicklungszusammenarbeit möchte sich nicht vorwerfen lassen, in riskantem Umfeld zu investieren. Vor allem, wenn es attraktivere Optionen gibt. Die Folge ist eine wachsende Kluft zwischen wirtschaftlich starken und geförderten Regionen und abgehängten, zunehmend von Perspektivlosigkeit bedrohten Regionen.
Das ist solange kein Problem, wie die Menschen irgendwo legal Zugang zu Bildung und Arbeit finden können. Das ist aber leider nicht überall möglich.
Flüchtlingsströme werden anhalten
Deswegen werden die Flüchtlingsströme aus dem mittleren Osten und Subsahara-Afrika anhalten und weiter wachsen, wie Bernd Ulrich kürzlich auf der Titelseite der ZEIT resümierte. Damit werden wir umgehen müssen. Doch schon jetzt befürchten unsere Politiker, dass die derzeit verhältnismäßig positive Stimmung gegenüber Flüchtlingen umschlagen könnte.
Deswegen ist es nicht nur wichtig, ausreichend menschenwürdige Unterbringungsmöglichkeiten in Deutschland und Europa zu schaffen. Den Menschen muss in Ihren Heimatländern auch wieder eine Perspektive geboten werden.
Neue Perspektiven in der Heimat
Dabei müssen wir diese Länder unterstützen, sobald die politische Situation vor Ort es irgendwie zulässt. Möglicherweise zahlt sich bei dieser Strategie nicht jede Investition aus. Aber denjenigen, die unsere Unterstützung nur als Kostenfaktor sehen, sei gesagt, dass Entwicklungshilfe günstiger sein kann, als damit umzugehen, dass sich zunehmend mehr Menschen auf die Flucht begeben.
Natürlich ist Prosperität nicht ausschließlich von Entwicklungshilfe abhängig; und es ist auch unklar, ob die gleichmäßige Förderung aller Staaten effektiv und gerecht wäre. Nichtsdestoweniger gilt es darauf zu achten, dass nicht ganze Gesellschaften in Perspektivlosigkeit zurückgelassen und so zur Flucht gezwungen werden.
Bei mir in der Heimat hat man jetzt übrigens eine neue Umgehungsstraße gebaut. Man braucht jetzt nur noch 20 Minuten bis zur Autobahn.